„In Armee und Gesellschaft herrscht Einigkeit: Kiew ist am Ende.“
Zweifellos erleben wir gegenwärtig eine politisch extrem spannende Zeit. Das Treffen der Präsidenten Putin und Trump auf Alaska auf der einen und – immerhin ! – zirkulierende Pläne für gleich zwei sich ambitioniert gebende Friedensdemonstrationen Mitte September und Anfang Oktober in Berlin und Stuttgart (mehr dazu in Kürze hier) auf der anderen Seite befördern Momente von Hoffnung.
Dies auf dem Hintergrund anhaltender deutscher bzw. europäischer außen- und innenpolitischer Entwertung. In einem möglichen Ukraine-Friedensprozess zwischen Russland und den USA nehmen die Europäer bestenfalls eine randständige Rolle ein und die Regierung Merz administriert einen volkswirtschaftlichen Niedergang auf breiter Linie, während alle nennenswerten Infrastrukturprojekte mehr und mehr auf Grund gehen.
Bei allen internationalen diplomatischen Avancen bleibt die im engen Sinn militärische Entwicklung in der Ukraine der entscheidende Faktor. Da können die Briten noch so sehr mit Überfällen auf die Handelsschiffe der russischen Ölflotte drohen oder die Deutschen und Franzosen mit Langstreckenraketen gegen russisches Territorium oder alle drei zusammen mit der Blockade der Ostsee gegen Russland: Der aktuelle Status im Ukrainekonflikt stellt sich für die meisten unter unseren Lesern, die gegenüber der russischen Seite solidarisch sind, trotz aller schmerzhaften Verluste der vergangenen Jahre ab 2014 recht zufriedenstellend dar. Denn er enthält nichts weniger als die große Chance einer strategischen Niederlage des ‚freien Wertewestens‘.
In einem an die russische Leserschaft gerichteten Beitrag beschreibt der Analytiker Alexander Chramtschichin im russischen Online-Magazin svpressa (Übersetzung bei LinkeZeitung) sehr konkret die aktuelle militärisch-politische Konstellation.
Man muß nicht unbedingt pro-russisch orientiert sein, um bei der Lektüre dieses Beitrags schnell zu bemerken, wie wir hier in Deutschland bei der Suche nach Information über den Ukrainekrieg durch eine breite böswillige russophobe Propaganda nach Strich und Faden belogen werden.
Wir zitieren hier auszugsweise aus diesem Essay und empfehlen dessen Lektüre in Gänze. Erst dann merkt man so ganz nebenbei, wie tief sich einige exponierte linksliberale Sprecherinnen und Sprecher der Reste von Friedensbewegung hierzulande im Sumpf ganz eigener und sehr spezieller Vorstellungen bewegen: Nämlich über jene Verhältnisse in und um die Ukraine, wenn sie als vornehmliche Idee den Wahn eines „sofortigen Waffenstillstands“ bedienen, als hätte man 1945 die deutschen Nazis statt mit Waffen eben mit Fürbitten niederringen können. (Vgl. dazu auch unseren Beitrag unter „Trump faltete die EU zusammen und bereitete Selenskis Abgang vor“).
Chramtschichin schreibt einleitend:
Das Land muss sich darauf einstellen, dass der Krieg länger dauern wird als der Große Vaterländische Krieg
Seit seinem offiziellen Amtsantritt als US-Präsident hat Donald Trump intensive Aktivitäten unternommen, um den Konflikt in der Ukraine zu beenden. Aufgrund dieser Aktivitäten glauben sehr viele Menschen, auch bei uns, ernsthaft, dass der Frieden nahe ist. Das ist zweifellos eine Illusion.
Die Positionen Moskaus und Kiews bleiben diametral entgegengesetzt und schließen sich gegenseitig aus. Für Russland scheint objektiv gesehen selbst ein endgültiger Frieden zu den Bedingungen, die Wladimir Putin am 14. Juni letzten Jahres verkündet hat, angesichts der aufgewendeten Anstrengungen und erlittenen Verluste kein wirklicher Sieg mehr zu sein. In der Armee und der Gesellschaft insgesamt herrscht Einigkeit darüber, dass der Feind bis zum Ende bekämpft werden muss.
Auf der anderen Seite ist die Fortsetzung des Konflikts für das Kiewer Regime nicht nur eine Frage des politischen, sondern auch des physischen Überlebens. In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage: Wie lange wird die Ukraine noch durchhalten?
Abschließend resümiert Chramtschichin:
Deshalb dürfen sich die Armee und die Bevölkerung Russlands auf keinen Fall täuschen lassen und sich zurücklehnen, sie dürfen nicht auf den Zickzackkurs von Trump achten, der weder das Wesen des Problems noch die Wege zu seiner Lösung versteht. Das Land muss sich physisch und psychologisch darauf vorbereiten, dass der SVO unweigerlich länger dauern wird als der Zweite Weltkrieg. Und seine Bedeutung für das Land und die Welt wird letztlich nicht geringer sein als die des Zweiten Weltkriegs. Genau so werden wir uns später daran erinnern. Aber jetzt brauchen wir einen Sieg…